Erinnerungen an Alois Thurnbauer
24.08.1954 - 05.02.2021
Die Einschläge hören nicht auf.
Jetzt hat es auch den Alois Thurnbauer erwischt.
Alois kenne ich schon seit meinem 11. Lebensjahr, als wir noch zur Schule gingen
und gemeinsame sportliche Interessen hatten.
Oft spielten wir nachmittags auf dem "Bosse- Platz" oder am Fußballplatz des Comenius Fußball.
Selten kamen wir rechtzeitig heim, immer wieder schaffte es einer von uns beiden, den anderen
aufzuhalten.
Die gemeinsamen Interessen blieben, sie verlagerten sich nun auf andere Freizeitaktivitäten.
Beide waren wir dem Schafkopf (für mich das schönste Kartenspiel) zugeneigt und so trafen wir uns
regelmäßig im Weißbräu bei der "Rosa", um unserer Leidenschaft zu fronen.
Einmal saßen wir am frühen Nachmittag des Heiligen Abends noch zusammen, um uns auf den
Weihnachtsabend im Kreise der Familie vorzubereiten. Wir waren damals schon stolze 17 Jahre alt,
als ein paar noch jüngere zum Fenster hereinschauten.
Als sie uns sahen (wir waren die letzten Gäste), erschraken sie und einer von ihnen meinte:
"Da gehen wir nicht rein, es sitzen ja nur Alte herum!"
Mit Alois konnte man aber manchmal wirklich alt aussehen, vor allem wenn er die "Heimgehbremse"
anzog.
Die Wege gingen auseinander, obwohl wir uns trotzdem öfters trafen.
Jeder von uns beiden freute sich dabei, den anderen zu sehen.
Da ihm seine Gesundheit immer wieder schwer zu schaffen machte, entschied er relativ früh,
sich selbst in den Ruhestand zu schicken.
Finanziell hatte er wohl vorgesorgt und so nutze er seine Freizeit, um sich eine neue Leidenschaft zu suchen.
Er entschied sich für Schach und schon hatten wir wieder, unabhängig voneinander, das gleiche Hobby.
Leider konnten wir diesen Sport nicht gemeinsam ausleben, da ich in der Zeit, in der Alois das
Schachspiel für sich entdeckte, viel zu sehr in meinem Wirtshaus beschäftigt war.
Alois spielte bald aktiv in der Mannschaft beim Schachverein Deggendorf und später in Ortenburg.
Manchmal, leider viel zu selten, schaute er bei mir vorbei und jedesmal redete er mich an, wann
ich endlich einmal Zeit für ein Schachspiel mit ihm fände.
Zum Schachspiel braucht man aber Geduld und Ruhe.
Die hatte ich aber nie im Geschäft und so vertröstete ich ihn immer wieder; leider.
Unsere Wege kreuzten sich weiterhin. Erst im Januar trafen wir uns beim Spazierengehen in Greising
und natürlich redeten wir sofort übers Schachspielen.
Als ich am Dienstag die Zeitung aufschlug, las ich mit Entsetzen die Sterbeanzeige von Alois.
Auf solche Schreckensnachrichten würden wir alle gerne verzichten, weil sie uns viel zu sehr an
unsere eigene Vergänglichkeit erinnern.
Mit einem Zitat von Hermann Hesse aus dem Buch Demian, möchte ich mich, lieber Alois, von dir
verabschieden:
"Wenn befreundete Wege sich treffen, sieht die ganze Welt für ein paar Stunden wie Heimat aus!"
Mach es gut, lieber Alois, du bleibst unvergessen!
Dein Otto