Erinnerungen an Hermann Wellner
Nach kurzer Krankheit verstarb am Freitag, den 05.06.2020 im 65. Lebensjahr der allseits beliebte und geschätzte Kirchenmusikdirektor und Kommunalpolitiker Hermann Wellner.
Erst ein paar Tage zuvor erfuhr ich von einem Gast zum ersten Mal, dass mein Cousin Hermann Wellner so krank wäre, dass er dieses Jahr nicht überleben würde. Ich reagierte total geschockt, weil ich keine Ahnung davon hatte, wie ernst es um Hermann stand. Zwar stand in der Zeitung, er sei aus Gesundheitsgründen von seinen politischen Ämtern zurück getreten, dabei dachte ich aber eher, er wollte etwas kürzer treten, weil er doch mit seinen vielen Aufgaben unter Dauerstress stand.
Über Krankheiten redete Hermann nicht gerne, lieber verdrängte er diese Ungewissheiten.
Man kann sie nicht steuern, da hilft auch kein Taktstock, mit dem man dirigieren kann.
Lästig ist so etwas und wenn etwas nicht berechenbar ist, dann schieben wir es auf, denken einfach nicht daran, vielleicht verschwindet das Dilemma ja von selbst oder man kann es aussitzen.
Wenn nicht? Diese Frage ist viel zu weit weg vom Alltags Geschehen, also darf sie nicht gestellt werden. Punkt!
So dachte Hermann wohl und ließ die Folgen der Krankheit nicht an sich heran.
Er irrte sich oder er wusste vielleicht doch, wie es um ihn stand. Dies aber hatte niemanden zu interessieren. Er wollte keine Schwächen zeigen.
Das Leben ist wie eine Uhr und hat zu funktionieren.
Hermann ist mit mir verwandt und indirekt ist es auch mir mit zu verdanken, dass er vier wunderbare Kinder hat.
Als ich zur Welt kam, liehen sich Hermanns Eltern mich für ein paar Tage aus, in der Hoffnung nach der ersten Tochter Gitta einen Sohn zu bekommen. Es hat geklappt, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es ohne mich nicht auch ein Bub geworden wäre.
Einbildung ist auch eine Tugend und so lebten meine und Hermanns Eltern immer in dem Glauben, dass es vielleicht auch doch daran gelegen haben hätte können.
Monsignore Dr. Werner Schrüfer, der vor ca 35 Jahren als Kaplan in Deggendorf war ( bei unserer Hochzeit 1986 der Pfarrer unseres Vertrauens) beschrieb Hermann in seiner Trauerrede treffend als typischen Bayer mit Ecken und Kanten. Er lobte seine Geradlinigkeit, vergaß aber auch Hermanns Sturheit nicht.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
In dieser Rede wurde alles gesagt über seine Verdienste, seinem trockenen Humor, seinem Fleiß und dem Können, Menschen zu fördern und zu fordern.
Hermann hatte eine unglaubliche Energie und diese kostete aber auch viel Kraft für manchen Näherstehenden.
Hermann Wellner war ein Gestalter, ein Kreativer, der in Deggendorf viel bewirkt hat und der unvergessen bleibt.
Mach es gut, lieber Hermann und grüß die Else und deinen Musiker Kollegen Helmut Gärtner.
Vielleicht gründest du ja bald einen himmlischen Chor,
dein Cousin Otto