Jeder kannte Roland. Vielleicht nicht mit seinem Vornamen, aber fast jeder Deggendorfer hat ihn schon einmal gesehen. Untertags hielt er sich fast immer am Stadtplatz auf, drängte so manchen Passanten ein Gespräch auf, um dann zu guter Letzt nach einer Zigarette zu schnorren. So mancher fühlte sich ein bisschen belästigt und suchte so schnell wie möglich das Weite. Fast immer hatte er eine Bierflasche in der Gesäßtasche und dementsprechend roch er auch stets nach „Fahne“. Sein schrilles, beinahe wieherndes Lachen aus dem Nichts verführte zu verständnislosem Kopfschütteln. Diese kollektive Ablehnung steigerte sich, wenn Roland mit Selbstgesprächen begann oder sich in ein Gespräch einmischte, das er scheinbar belauscht hatte. Niemand konnte sich vorstellen mit so einem „abgestürzten“ Menschen ein vernünftiges Gespräch führen zu können. Dies war ein gewaltiger Irrtum, denn Roland war ein gebildeter Mensch und sehr interessiert am täglichen Geschehen und da er ja den ganzen Tag Zeit hatte, nutzte er diese und informierte sich in allen Lebensbereichen. Oft saßen wir in meiner Kneipe zusammen und Roland erzählte vom Alltagsgeschehen, von seinen Sorgen und Nöten, von Träumen. Manchmal war er lästig, aber meist war er willkommen.
Er war nicht einfach: Er war Roland.
Roland verstarb in der Woche vor Pfingsten, am 6.5.2008. Ein Abgang auf Raten, trotzdem aus dem Nichts, fast so wie man es sich bei einem „Abgestürzten“ vorstellt. Schade um Roland, ich werde ihn nicht vergessen.
Zur Erinnerung an Roland